Frank John Riesling 2008

Kellershots ? Ein Bild, ein Wein, ausnahmsweise keine langen Worte:

Bitte nicht stören…….

Deswegen liebe ich Wein.

Aus dem Glas flüstert es so subtil, einschmeichelnd, einnehmend und feinsinnig, dass alles Laute im Raum ausgeblendet wird. Klar könnte man jetzt von einzelnen Aromen (Honig, reife Kernfrüchte, etwas Nussiges und dann diese so abgefahrene, sich ständig neu entwickelnde Säure, die ich einfach nicht kapiere, die Spannung aufbaut) …ähm….reden (ja, so geht der Satz weiter) aber das trifft es nicht.

Das Ding ist ein Gesamtkonzept, durchaus intellektuell, mit dem man sich beschäftigen muss, was ich jetzt tue!

Bitte nicht stören !

Aloisiushof St. Martiner Baron Chardonnay 2012 Ambrosia

Ambrosia, die unsterblich machende Nahrung der Götter!

Endlich hat mal einer das Zeug auf Flaschen gefüllt!

Ich finde das mit der Unsterblichkeit ist zunächst einmal o.k. und in jedem Fall ein Versuch wert!

Falls das dann doch nicht klappt, merkt man es erstens sowieso erst, wenn es zu spät ist und stirbt dann aber zweitens mit der Gewissheit diesen dann immer noch göttlichen Wein wenigstens einmal getrunken zu haben. Und das ist auch schon was!
Denn göttlich ist dieser Wein auf jeden Fall, vor allem, wenn man es schafft ihn nicht gleich am ersten Abend auszutrinken, sondern nach 24 Stunden noch einmal nachprobiert.

Gut, das erfordert übermenschliche Kraft aber damit ist man per definitionem ja schon so was wie ein Gott und also passt doch alles gut zusammen!
– Irgendwo steckt hier ein annähernd klassischer Syllogismus, aber ich befinde mich gerade in meiner göttlichen Phase und muss mir um so was wirklich keine Gedanken machen und ehe ich vielleicht sogar über die (rein hypothetischen) Schwächen meiner Argumentation sinniere, trinke ich lieber noch einen Schluck.-

Es ist genial.

Ich hasse den wirklich abgedroschenen Versuch alle Burgunder der nicht französischen Welt immer wieder mit den Produkten dieses gesegneten Landstrichs zwischen Dijon und Lyon zu vergleichen, aber Worte sind endlich und wenn ich über einen tollen Mersault schriebe, hätte ich auch keine anderen Adjektive zur Verfügung.
Es beginnt die ultimative Lobhudelei:
Zunächst mal was zum Charakter: Der ist super aufdringlich, egoman, eine richtige Rampensau!
Um bei den Göttern zu bleiben: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Nein, das geht über normalen Monotheismus weit hinaus: Nix sollst Du neben mir haben, gar nix! Und – das ist auch gut so, nach dem ersten Schluck will man nämlich genau das und nichts anderes.
Nichts anderes trinken, nichts dazu essen, vor allem mit niemandem reden. Alles fokussiert sich in diesem Maul voller Überfluss und die restliche Welt (welche Welt?) bleibt ausgesperrt. – Filigran – geht anders! Hier ist alles breit, opulent, fast barock, verschwenderisch. Vor uns steht ein generöser Lebemann, der uns mit seinem Charme einfängt, mitreißt und schnell alle Bedenken um die Angemessenheit des eigenen Handelns in den Wind schlägt. Heute und hier, das zählt.
Honig, frisch geröstetes Buttertoast, Mandeln, Karamell, alles dabei, dann gibt’s noch eine ordentliche Portion Vanille dazu, alles so cremig, dass man mehr beißt als schlonzt. Dagegen eine feine Säure, die dieses Machtgebilde einigermaßen im Zaun hält. Dazu, oh Wunder, ist hier auch noch Alkohol im Spiel (die Götter wissen was wichtig ist) und zwar nicht zu knapp. Der Lebemann lächelt, wir sind hier nicht auf einer Prosecco-Nipp- und Kicherparty, das ist schon ein Spiel für Große und entgegen aller Weinbigotterie – Alkohol (hier auch in dieser Deutlichkeit) gehört dazu!

Ich halte diesen Chardonnay für einen ganz großen Wurf.
Philipp Kiefer und bekanntermaßen natürlich auch sein Cousin Dominic Stern, die gemeinsam das Burgunderprojekt PinotTimes betreiben und damit so etwas wie ein Pfälzer Kompetenzzentrum für diese entsprechenden Rebsorten geschaffen haben, scheinen sich miteinander derart zu entwickeln, dass es eine pure Freude ist.

Der aktuell verfügbare Jahrgang 2014 des Chardonnay Ambrosia liegt bei extrem entspannten € 18,90 / Flasche und schreit nach Kauf und Einlagerung.

Nun noch, quasi als Nachtrag, ein bisschen Klugscheißerei, etwas zum Grübeln und vielleicht auch ein Erklärungsansatz für die Dinge an sich, die Welt, das Universum und den ganzen Rest. Wie es halt so läuft mit den Göttern…

„Ambrosia“ als nur den Göttern vorbehaltene, unsterblich machende Nahrung, das ist das eine, dann ist Ambrosia auch noch ein anderer Name für das Beifuß-Traubenkraut (da hätten wir schon mal die Trauben drin), was wiederum auch als Wilder Hanf bezeichnet wird. Und jetzt denken wir darüber ein bisschen nach und honni soit qui……

Weingut Dr. Heger Spätburgunder Mimus 2011

Kinder, Familie, Menschheit im Allgemeinen!

Es gibt Momente, da wird der Papa ernst!

 

Das ist sehr selten, weil er eigentlich fast allem irgendwie etwas Komisches oder Lustiges abgewinnen kann (vor allem sich selbst), aber es kommt vor.

Meistens hat das bei ihm etwas mit Ehrfurcht zu tun und dann auch mit Demut.

In epischen Momenten schiebt sich schon einmal eine Träne in seine Augen, dieses Gefühl an etwas wirklich Großem teilzuhaben, einen Zipfel von dem zu spüren, was uns alle eint. Dann wird er erst still und dann leider bekehrend, will die frohe Botschaft in die Welt bringen, ob sie (die Welt und weil die doch recht groß ist zunächst die Familie) das will oder nicht.

Also, ich merke schon jetzt, dass die ganze Sache länger wird. Wer keine Zeit hat oder gar keine Lust hier, quasi als Abkürzung, meine Zusammenfassung – ist so was von unsexy, das ich kaum hingucken kann, daher auch kleiner:

Nase: Kirschgelee, Waldbeermus (also alles eingekocht, fein konzentriert), feiner Rauch, feine Würznoten, etwas Vanille, sonnenverbannte Walderde unter einer großen Eiche in der gerade ein Trüffelschwein gräbt

Gaumen: seidig,  lebhaft, sehr animierende Frucht, erst reife Sauerkirsche, dann Pflaume, fast weihnachtlich wegen der Würze, im Abgang etwas herb mit nachhaltiger Wärme, so einer, bei dem Mann noch fünf sechs Atemzüge ganz bewusst tut, um etwaige entfleuchende Aromen wieder einzufangen.

So, wer jetzt noch da ist darf in größeren Lettern: Weiterlesen

Pétalos 2014 von den Descendientes de J. Palacios

Kellershots ? Ein Bild, ein Wein, ausnahmsweise keine langen Worte:

Guter Wein ist Phantasie im Glas und dieser hier ist Tango – Tango Argentino

Die Sonne ist noch nicht ganz untergegangen.

Eine warme Briese weht schmeichelhaft über eine balustradenbewerte Terrasse oberhalb der spanischen Mittelmeerküste.

Du hast diesen Wein in Deinem Glas, blickst auf das Meer, genießt den Wind in Deinem Haar und willst nichts, außer die Sonne beobachten, wie sie langsam ihr Tagwerk beendet.

Aber das stimmt nicht!

Du willst eigentlich mehr und das merkst Du erst, als sich die sanften Töne eines Bandoneons mit dieser Szenerie vermischen und eine Hand verhüllt durch einen roten Samthandschuh nach Deiner Schulter greift.

Der Rest ist Tango!

Der 2014er Pétalos von den Descendientes de J. Palcios wird im Bierzo angebaut, einer Region im Anbaugebiet Kastilien-Leon und ist im Handel für um die € 20,00 zu haben. Der Nachfolgejahrgang liegt sogar z.T. nur bei € 14,00.

Für mich eine geniale Kombination aus feiner Samtigkeit und schöner Säure.

Feine Nase, zarte Vollmilchschokolade mit leichten Halbbittertönen, etwas Zimt, Veilchen, feine Würze (Kreuzkümmel light …).

Am Gaumen wiederum dieses sensible Spiel zwischen einer fast lähmenden Samtigkeit und einer inspirierenden Säure, die immer kurz davor ist durchzubrechen, sich aber dann doch, im letzten Moment, immer wieder zurücknimmt. Tango eben.

Ein sehr langer, leichter aber nachhaltiger Abgang.

Gefährlich…..

Bernhard Hubert Pinot Rosé Sekt 2008

Kellershots ? Ein Bild, ein Wein, ausnahmsweise keine langen Worte:

 ……. um die immer kleiner werdenden € 18,00

Da denkt man tatsächlich über karaffieren und große Gläser nach!

Das ist ein Begleiter für einen ganzen Abend. Erst unglaublich impulsiv, feinperlig, fast brause-sprudelig frisch. Weckt direkt nach dem Öffnen alle Lebensgeister. Direkt eine tolle Nase mit frischer Kirsche, etwas (aber keine Angst, nicht negativ) feiner Erdbeere und ganz viel Mineralität. Sofort nach dem Öffnen regiert im Mund nur reine Lebenslust – aber wenig Tiefe. Das ändert sich allerdings von Minute zu Minute, eine sich ständig steigernde Eruption von Geschmacksnuancen und einer einsetzenden Cremigkeit, die man diesem Pinot am Anfang nicht zugetraut hätte.

Und irgendwann sitzt Du mit Ihr auf einer Treppenstufe und denkst, dass Du mit dieser Dame (denn dieser Sekt ist weiblich, ganz klar) gerne den Rest des Abends verbringen möchtest. Je „wärmer“ (tatsächlich, natürlich nur bis zu einem gewissen Grad – oh welches Wortspiel) Ihr miteinander werdet, umso ausdrucksvoller wird sie. Endlich spürt man eine vielschichtige Reife. Das junge hüpfende Ding wandelt sich zu einer erfahrenen Frau (da gab es mal ein Lied von Heinz-Rudolf Kunze…), Du schaust in glitzernd-klare Augen, fühlst jedes Prickeln und dann weißt Du plötzlich, dass dieser Schaumtraum am nächsten Morgen noch mal besser schmecken wird. Woher? Frag nicht!

Michael Teschke Riesling Nahegauer Landwein 2015

Verwirrend aber schön, einzigartig, nie wiederkehrend….

Vorsicht Geheimtip…….(Pssst)

Hä? (deutsches Fragewort), wieso Nahegau, Teschke ist doch Rheinhessen?! – …..abwarten…..und außerdem „Landwein“, geht’s noch, läuft das jetzt in Werbung für Kopfschmerztabletten aus – die Pille danach?….nur Geduld….)

So, im Keller liegen nun zwölf Flaschen (was für mich brutal viel ist, möchte ich doch immer wieder Neues entdecken und bin daher und auch nicht zuletzt wegen zunehmender Kapitalbindung in den letzten Jahren grundsätzlich zum 2 Flaschen-Käufer mutiert), die 12 Flaschen hab` ich, die gehören jetzt mir, mir ganz alleine und jetzt bin ich auch – mit aller natürlichen Zurückhaltung – bereit von diesem Wein, den es so nie wieder geben wird, zu berichten:

Streit kommt in den besten Familien vor und da bilden Winzerfamilien naturgemäß keine Ausnahme. So traf es auch das Weingut von Racknitz ( Äääääääh (deutscher Ausdruck der Verwunderung), wieso jetzt von Racknitz, hier geht’s es doch um Michael Teschke?!…..einen Moment noch…).

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Weingut Stern Chardonnay -Barrique- trocken *** 2016

Ich mag die Weine von Dominic Stern,

besonders seine ***Weine.

Die Spätburgunder sind genial.

Wenn ich jemandem von einem der roten ***Cuvées etwas abgebe, dann ist das eine der tiefsten Freundschaftsbekundungen derer ich fähig bin.

Für die Rieslinge würde ich Verbrechen begehen und jeden Tropfen seines Grüner Silvaner Réserve vom Boden auflecken – egal wie dieser Boden aussieht.

Der Sauvignon Blanc Fumé hat einmal zu einem Eklat in einem Restaurant geführt: Ich war nur kurz auf Toilette, da nutzt das in mafiösen Strukturen organisierte Personal die Gunst der Stunde und entfernt widerrechtlich mein Glas vom Tisch.
Auch wenn alle Anwesenden, meine Familie eingeschlossen -fälschlich aber nachhaltig (was auf Komplizenschaft schließen lässt) und noch immer- behaupten, es sei leer gewesen, stimmte das einfach nicht!  Da wäre noch was gegangen und außerdem hätte ich, selbst wenn es leer gewesen wäre (was es nicht war!), noch wesentliche olfaktorische Freuden durch die letzten dem Glas noch anhaftenden Moleküle genießen können. 
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Peter Lauer Ayler Kupp 1975er Riesling Auslese

Kellershots ? Ein Bild, ein Wein, ausnahmsweise keine langen Worte:

Oh Herr, es ist Zeit……

42 Jahre, da geht man mit Ehrfurcht heran, eine goldene, ins Braun neigende Farbe, irgendwie die Farbe zu der alle alten Weine werden, eine roter alter Port wird so, genau wie ein Bordeaux und eben auch eine Riesling Auslese.

Schick ist das, sehr heimelig, warm und einladend. Die Nase ist perfekt, ganz aromatische, reduzierte Honigmelone, feine Lakritztöne, eine Vielfalt, für die ich keine Vergleiche finden kann und will, riecht halt nach altem Wein…..und das ist so genial, vor allem weil diese Auslese auch noch längerem Öffnen völlig stabil bleibt.

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Müller-Catoir – Mussbacher Eselshaut Weissburgunder Auslese trocken 1989 (!!)

Aus tiefstem Traum bin ich erwacht….

5.+6.10.2017 RIP

Das ist Stoff aus dem Legenden gemacht werden.

Hat seinerzeit DM (!) 16,00 gekostet, ich musste ganze € 6,00 ausgeben und IHR redet von Inflation…

Ich entdeckte die Flasche beim Stöbern in einem Konvolut großnamiger, aber vom Zustand eher wenig vielversprechender alter (hier steht bewusst nicht „gereifter“), deutscher Weine. Viele Füllstände unter Schulter, Etiketten zum Teil nicht mehr lesbar, mancher Korken nicht mehr dicht, viele Weine ganz eindeutig getrübt, ein vinophiler Wühltisch, Reste einer sicher einmal tollen Sammlung. Mich überkommt in einem solchen Moment immer eine Ambivalenz zwischen Jagdfieber und einer fast depressiven Traurigkeit über verpasste Momente und verlorene Träume. Es gehört sich einfach nicht einen -guten- Wein umkommen zu lassen, wie viel Freude und Genuss hätte in die Welt gebracht werden können…Wie gut, dass es doch noch Überlebende gab.

Einer davon war diese Mussbacher Eselshaut (gelobt seien die deutschen Lagenbezeichnungen) Weissburgunder Auslese trocken von 1989.

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Chardonnay Patchwork 2015 – Bénédicte & Stéphane Tissot

„DIE“ Entdeckung für neugierige Weinenthusiasten – unbezahlbar für bezahlbare € 21,00 im Weinhandel, eines der Größten Weinerlebnisse der letzten Monate

Eigentlich total verrückt, diese Erkenntnis ins Netz zu stellen, wo sie jeder lesen und mir das Zeug wegkaufen kann – sollte da irgendwo tief in mir doch eine soziale Ader verlaufen? Nicht auszudenken!

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